Peter Tutzauer: Atelier für Kunst und Gestaltung
Peter Tutzauer bückt sich und zieht einige Bilder hervor, die an der Wand lehnen. Es sind Landschaftsmalereien, Berge die sich in den Himmel recken und grüne Wiesen. Doch etwas ist besonders an diesen Bildern, anders als bei anderen Landschaftsmalereien. Eine halbnackte Frau im Bikini-Höschen reitet auf einem Kamel durchs Bild, zwei koreanische Touristen in Schnorchelausrüstung und knallig-bunten Schwimmwesten heben sich von der Bergkulisse ab, ein sonnengebräuntes Pärchen läuft in Badebekleidung über die Alm. Peter Tutzauer entdeckte die Landschaftsmalereien aus den fünfziger Jahren in einem Möbelgroßhandel in den Niederlanden. „Die Bilder befanden sich sozusagen auf ihrer Endstation. Sie standen unliebevoll behandelt in einer Ecke und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auf dem Müll gelandet wären“, erklärt Tutzauer.
Also kaufte er zwanzig Stück und veränderte die Bilder, in dem er in die idyllische Landschaft ein paar Touristen einfügte. Sechs dieser Kunstwerke sind schon fertig gestellt. Die Touristen hat Tutzauer überall auf der Welt fotografiert, die Fotos dienen als Vorlage für die Bilder. „Der Tourismus hat mich einerseits schon immer amüsiert, andererseits aber auch besorgt gemacht“, erklärt er.
Das Atelier des Bonner Künstlers Peter Tutzauer hat hohe Wände und Stuckdecken. An den Wänden hängen seine Kunstwerke aus den verschiedensten Epochen. Auf einigen von ihnen wurden Figur und Schatten miteinander vertauscht. Die eigentliche Figur wird als Schatten dargestellt, der Schatten als Figur. „Diese Bilder waren sehr schwierig zu malen, da man ein Spiegelbild nach unten malen musste“, erklärt Tutzauer. Seine Bilder hat er in den unterschiedlichsten Techniken erstellt. Er hat sie in Öl gemalt, in Acryl und Pastellkreide, er benutzte Papier oder nahm Silikon zur Hilfe. Für einige Bilder entwickelte er eine ganz eigene Technik, die er als „Blasentechnik“ bezeichnet. Die Oberfläche wirkt plastisch, dreidimensional, wie kleine Blasen oder Wassertropfen, sie ist jedoch völlig eben und glatt. Tutzauer hat diese Technik nicht nur in seinen Bildern angewandt, sondern auch als Oberfläche für Möbel verwendet. Sogar ein Auto hat er mit dieser Technik eingefärbt. Die Spritzhalle durfte jedoch außer ihm niemand betreten, das Geheimnis der Blasentechnik möchte er keinem verraten.
Auch Portraits hängen in dem geräumigen Atelier, andere lehnen gestapelt an der Wand. Das Pärchen auf Augenhöhe wird bald heiraten, es erhält sein Portrait rechtzeitig zur Hochzeit. Die Portraits sind in der Regel Auftragsarbeiten. Nur wenn die Auftragslage stabil bleibt, kann Peter Tutzauer von seiner Kunst leben und gleichzeitig frei arbeiten. In einem großen Regal an der Wand stehen Farben, Kleister, Leim, Lacke, Kleberollen und Kautschuk. Aber auch die verschiedensten Muscheln, Schildkrötenpanzer, Knochenstücke und Tierschädel befinden sich in diesem Regal. Tutzauer hat diese Gegenstände auf seinen Reisen an vielen Stränden der Welt eingesammelt und künstlerisch verwertet.
„Haben Sie das schon gesehen?“, fragt Tutzauer und holt ein Modell hervor, das einen Schildkrötenpanzer in seiner doppelten Struktur zeigt. Der innere Knochenpanzer ist rot, der äußere Schildpanzer blau. „Das ist ein Modell für ein Kinderklettergerüst. Die Stadt Bonn ist letztes Jahr an mich herangetreten und hat mich gebeten, ein Klettergerüst zu entwerfen“. Das Gerüst soll auf einem Stück Rasen an der Römerstraße gebaut werden. Doch der Zeitpunkt der Realisierung steht noch in den Sternen. „Die Stadt hat mal wieder kein Geld“, sagt Tutzauer.
Janina Hecht